Ihr wollt wissen, wie junge Seeadler in der Natur aufwachsen? Da kann ich Euch einiges erzählen. Ich habe die Seeadler beim Seeadlerschutz in Hamburg ganz genau beobachtet, um mir ein eigenes Bild von der Aufzucht machen zu können. Vor Jahren habe ich auf meiner Seite “der Seeadler” über die Aufzucht von einem jungen Seeadlerküken in Barsbek (Schleswig-Holstein) berichtet. Jetzt wollte ich das Aufwachsen der Jungen noch genauer beobachten und mit Bildern dokumentieren. Über das Schlüpfen der beiden Seeadlerküken in Hamburg habe ich auf meiner Seite Brutverhalten der Seeadler schon berichtet.
Kleiner Rückblick – Jungvögel bestimmen: Nach 38 Tagen ist das erste Seeadlerküken geschlüpft. Man erkennt es daran, dass die Eltern ab dem Schlüpfen der Küken höher im Nest sitzen. Man sieht, dass die Jungen gefüttert werden. Außerdem wird Gras in das Nest (Brutplatz) gebracht. Warum bringen die Adler Gras ins Nest? In den ersten Tagen können die Jungen noch nicht richtig über den Rand koten und somit wird das Nest mit Gras neu ausgepolstert, um es für die Küken immer sauber zu halten.
Die ersten Tage nach dem Schlüpfen kann man die Küken noch nicht sehen, da das Nest (Seeadlerhorst) zu tief ist. Woran kann man erkennen, wie viele Junge sich im Nest befinden? Wenn sich ein Küken im Horst befindet, wird zuerst im Zweistundentakt gefüttert. Sind zwei Junge im Nest wird stündlich gefüttert und der Altvogel wechselt die Seite von Fütterung zu Fütterung. Man sieht auch beide Altvögel gleichzeitig die jungen Küken füttern. Je nach Nest (Seeadlerhorst) sieht man die Jungen nach einer Woche oder erst nach vierzehn Tagen.
In den ersten Wochen werden die jungen Küken mehr mit Geflügel (Blässhuhn, Entenküken, Gänseküken), als mit Fisch gefüttert. Je älter die Jungen werden, umso mehr Fisch bekommen sie. Wenn man täglich vor Ort ist, fällt es kaum auf, wie schnell die jungen Adler wachsen. Aber wenn man sich Fotos in z.B. vierzehntägigen Abständen ansieht, dann merkt man, wie schnell ihre Entwicklung fortschreitet. Dazu einige Bilder.
Nun könnt Ihr Euch ein eigenes Bild machen, wie schnell die jungen Seeadler aufwachsen. Der Tagesablauf der Jungen sieht wie folgt aus: Fressen, Gefiederpflege, schlafen, Flugübungen und lernen wie man das Nest ausbessert. Junge Seeadler bleiben ca. 75 Tage im Nest. Das habe ich auch in Barsbek in Schleswig-Holstein beobachtet. Wenn die jungen Küken Hunger haben, zupfen sie bei ihren Eltern am Brustgefieder. Ich konnte beobachten, dass die Jungen, wenn sie auf dem Nestrand sitzen oder sich dort umher bewegen, auch selbständig an der Beute fressen. Morgens und abends werden sie täglich von ihren Eltern zusätzlich gefüttert und das solange, bis sie ausfliegen. Das habe ich z.B. auch bei den jungen Wanderfalken beobachtet. Ich habe bei meinen Beobachtungen nie miterlebt, das es Streit um die Nahrung gab.
Ab der dritten Woche werden die Jungen schon mal für eine Stunde, manchmal auch länger, alleine im Nest (Horst) gelassen. Es hängt sehr vom Wetter ab. Wenn die Sonne scheint, sitzt immer ein Altvogel (adulter) im Nest und schützt die Jungen vor der Sonne. Dann werden auch ständig Zweige (Äste) mit grünen Blättern an das Nest gebracht. Warum bringt der Seeadler Zweige mit grünen Blättern an den Seeadlerhorst? Ganz einfach. Das ist ihre Bio-Klimaanlage. Durch die Verdunstung der Flüssigkeit in den grünen Blättern entsteht Kälte und das kommt den jungen Seeadler-Küken zu Gute. Allgemein können Greifvögel Kälte besser ab als Wärme. Der Mäusebussard und der Gänsegeier schmücken ihren Horst auch mit Zweigen. In der Vogelwelt gibt es schon länger die Bio-Klimaanlage als bei uns Menschen und sie ist auch umweltfreundlicher.
Die Zeit (75 Tage) vergeht wie im Fluge und die Jungen verlassen ihr Nest. Früher wurde immer gesagt, wenn die Jungen ihren Horst verlassen haben, dann werden sie noch einen Monat zusätzlich mit Nahrung von ihren Eltern versorgt und dann verlassen sie das elterliche Revier.
Seitdem ich selber die Vogelwelt beobachte und mit Fotos dokumentiere, sieht es häufig anders aus. Nach dem Verlassen ihres Nestes können die Adler von Anfang an sehr gut fliegen und sich gegenüber anderen Greifvögeln verteidigen. Das Verteidigen gegenüber anderen Greifvögeln, Möwen und Rabenvögeln, wird täglich miteinander spielerisch trainiert. Ist nur ein Junges groß geworden, dann trainiert das Junge mit seinen Eltern. Was häufig aussieht wie Kämpfe, sind nur Flugübungen der jungen Seeadler. Mehr Bilder vom Kampf junger Adler auf meiner Seite: Seeadler Kampf.
In der ersten Zeit nach dem Ausfliegen sieht man die Adler im engen Familienverband und die Eltern zeigen ihren Jungen, wo bei ablaufendem Wasser (Ebbe) in der Elbe die toten Fische angespült werden. Kommt ein Fisch angeschwommen, zieht der Altvogel den Fisch an die Uferkante und übergibt dann den Fisch an eins von seinen zwei Jungen. Zuerst frisst ein Jungvogel alleine und nach einer Zeit lässt er sein Geschwisterchen mit fressen. Während die Jungen beim Fressen sind, bewacht ein Altvogel die Jungen, damit sie nicht beim Fressen unliebsamen Besuch (z.B. Fuchs, Marderhund, Mensch) bekommen. Ist der Fisch groß genug, dann frisst die ganze Familie nacheinander davon und die Krähen bekommen auch noch etwas ab.
Nicht nur der Fuchs lebt im Revier vom Seeadler und zieht seine Jungen auf. Sondern auch Rehe, Gänse, Enten, Bussarde, Rabenvögel und Limikolen. Der Fuchs sucht auch, wie die Adler, bei Ebbe nach angespültem Fisch. Wenn das die adulten Adler mitbekommen, fliegen sie einen Scheinangriff und der Fuchs ist verschwunden. Das haben die Jungvögel auch schnell gelernt und fliegen den Fuchs an, wenn dieser aus seiner Deckung kommt.
In den nächsten Wochen könnte man sagen: „Die Jungen sind unzertrennlich“. Man sieht sie häufig gemeinsam auf einem Ansitz sitzen oder sie gehen gemeinsam auf Entdeckungstour. Sieht einer etwas Unbekanntes am Strand liegen, wird dies sofort angeflogen und genauestens untersucht. Es könnte ja fressbar sein. Wie z.B. eine rote Kinderschaufel oder eine gelbe Quietscheente.
Die Altvögel haben ihre Jungen immer im Auge, auch wenn man sie auf den ersten Blick nicht zu sehen sind. Häufig verstecken sich die Alten vor den Jungen, damit sie nicht immer nach Beute angebettelt werden. Schaut Euch das Foto genau an, dann seht Ihr auch den Altvogel. Findet Ihr ihn nicht, dann schaut am Ende der Seite nach.
Es ist zweieinhalb Monate her, dass die Jungen das Nest verlassen haben und sie können immer noch nicht richtig jagen. Sie sind noch darauf angewiesen, dass ihre Eltern sie mit Nahrung versorgen. Tote Fische am Elbufer der Süderelbe in Hamburg suchen sie sich bei Ebbe alleine. Enten, Gänse, Graureiher, Silberreiher oder Krähen jagen sie auch, aber erbeuten können sie sie noch nicht.
Wie lernen die jungen Adler die Jagd auf Beute? Mehr zum Thema auf meiner Seite: Seeadler lernen greifen.
Bei meinen Beobachtungen habe ich herausgefunden, dass die jungen Adler nach dem Ausfliegen noch monatelang ihr Nest anfliegen. In den ersten Wochen wird auf dem Nest gefressen und sich ausgeruht. Außerdem ist es ein Rückzugsort in Stresssituationen (Störungen im Revier) . Es gab Tage, da hielten sie sich stundenlang im Nest auf. Mehr zu den Störungen im Revier auf meiner Seite Seeadlerschutz Hamburg.
Ich zeige Euch einige Bilder, auf denen Ihr sehen könnt, was die Jungadler spielerisch so alles lernen. Als erstes müssen sie lernen, was für sie fressbar ist. Wie lernen die jungen Adler das? Ganz einfach: sie probieren alles. Es ist egal ob es Pflanzen, Steine, Holz, Plastik, Blätter oder Glasscherben sind. Ich konnte auch beobachten, wie die jungen Adler an Angelschnüren knabberten. Und das nicht nur einmal. Es sind gekappte Schnüre mit Angelhaken, die die Angler zurücklassen. Wenn die jungen Seeadler die Schnüre mit Haken aus Neugier fressen, kann das fatale Folgen haben.
Das junge Vögel fürs Leben lernen müssen, ist für mich nichts Neues. Besucht mal meine Seite Uhus auf Wanderschaft und Ihr werdet viele Bilder über das Verhalten sehen, die identisch mit denen von den jungen Seeadlern sind.
Es sind jetzt vier Monate vergangen, seit die Adler ausgeflogen sind. Man sieht sie nun nur noch tageweise im Familienverband. Wenn die Jungvögel vor Ort sind, werden die Altadler sofort um Nahrung angebettelt. Diese ignorieren es aber. Die Jungen haben es gelernt für sich selber zu sorgen.
Ich freue mich schon auf die nächste Brut 2013 in Hamburg.
Und wie immer zum Schluss zeige ich Euch einige Bilder von der Aufzucht und vom Verhalten der Jungen, die ich bei meiner Beobachtung in Hamburg aufgenommen habe.
Weiterhin viel Spaß auf meinen Seiten, wie z.B. der Löffler oder junge Raufußbussarde.
Wollt Ihr zum Thema Wissen der Vögel etwas erfahren, dann besucht meine Seiten: Was wissen Vögel und Intelligente Krähe. Meine Seite ist für Projekte im Kindergarten, in der Stadtteilschule, im Gymnasium, an der Uni und in der Schule für Vorträge und Aufsätze in Biologie, in Zoologie, im Sachkundeunterricht, für Arbeitsblätter, für Artensteckbriefe und für Referate oder für einen Aufsatz im Biologieunterricht sehr beliebt. Hier findet Ihr alles für Eure Steckbriefvorlage (Grundschule, Realschule, Gymnasium) über Vögel.
Für die Kinder in der Vorschule und für die Kinder in der Grundschule gibt es extra Vogelseiten, z.B. mit Küken-Bildern oder mit Vogel-Portraits. Am Ende der Seite findet Ihr immer eine Liste über weitere Vogelbeobachtungen.
Unsere schönsten Vogel-Beobachtungen haben wir in Europa auf Island, in Skandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark), in Holland, in Irland, in England, in Ungarn, in Österreich, in Frankreich, in Italien, in der Schweiz, in Belgien, in Luxemburg, in Spanien, in Portugal, in Deutschland in Berlin, in Hamburg an der Elbe, in Bremen, in NRW, am Niederrhein, in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz, in Hessen, im Saarland, in Bayern, in Schleswig-Holstein, in Mecklenburg-Vorpommern in der Lewitz, in Thüringen, in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und in Niedersachsen gemacht.
Beobachtungen, Fotografien, Vogel-Bilder und Autor: Gerhard Brodowski Hamburg
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